Der Markt für gewerbliche und industrielle (C&I) Energiespeicher erlebt einen beispiellosen Aufschwung. Jüngste Marktdaten zeigen, dass die Installationen im ersten Quartal 2025 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um beeindruckende 78 Prozent gestiegen sind.
Treiber des Wachstums
"Die anhaltend hohen Energiepreise und die zunehmende Volatilität der Stromnetze machen Energiespeicherlösungen für Unternehmen zu einer wirtschaftlich sinnvollen Investition", erklärt Dr. Anja Bergmann, Energieanalystin bei der Deutschen Energieagentur (dena). Besonders die Möglichkeit, Lastspitzen zu vermeiden und damit hohe Netzentgelte zu reduzieren, sei ein entscheidender Faktor für viele mittelständische Betriebe.
Die technologische Entwicklung hat in den vergangenen 18 Monaten zu einer deutlichen Senkung der Speicherkosten geführt. Lithium-Ionen-Batterien für den C&I-Bereich werden mittlerweile zu Preisen ab 350 Euro pro Kilowattstunde angeboten – ein Rückgang von über 30 Prozent gegenüber Anfang 2023.
Neue Geschäftsmodelle
Besonders innovativ zeigen sich die neuen Finanzierungsmodelle, die nun verstärkt auf dem Markt angeboten werden. "Speicher-as-a-Service" ermöglicht es Unternehmen, von den Vorteilen eines Batteriespeichers zu profitieren, ohne hohe Anfangsinvestitionen tätigen zu müssen. Stattdessen zahlen sie eine monatliche Gebühr, die oft durch die eingesparten Stromkosten mehr als kompensiert wird.
"Wir sehen eine zunehmende Nachfrage nach flexiblen Lösungen, bei denen Unternehmen nicht mehr selbst Eigentümer der Speicherhardware sein müssen", berichtet Michael Schneider, Geschäftsführer des Speicherherstellers EnergySolutions GmbH. Sein Unternehmen verzeichnet eine Verdreifachung der Anfragen für solche Modelle seit Januar.
Industrielle Anwendungen dominieren
Mit einem Anteil von 65 Prozent am Gesamtmarkt dominieren derzeit industrielle Anwendungen den C&I-Speichermarkt. Besonders energieintensive Branchen wie die Metallverarbeitung, die chemische Industrie und die Lebensmittelproduktion investieren verstärkt in Batteriespeicher.
Ein Vorzeigebeispiel ist die kürzlich in Betrieb genommene 5-Megawatt-Speicheranlage bei der Stahl AG in Duisburg. Die Anlage gleicht nicht nur Lastspitzen aus, sondern ermöglicht es dem Stahlproduzenten auch, am Regelenergiemarkt teilzunehmen und damit zusätzliche Einnahmen zu generieren.
Herausforderungen und Ausblick
Trotz des rasanten Wachstums gibt es weiterhin Herausforderungen. "Die Komplexität der Genehmigungsverfahren und die unterschiedlichen regulatorischen Rahmenbedingungen je nach Bundesland bremsen das Potenzial des Marktes erheblich", kritisiert Dr. Bergmann.
Dennoch sind die Prognosen für die kommenden Jahre äußerst positiv. Laut einer aktuellen Studie von BloombergNEF wird die installierte C&I-Speicherkapazität in Deutschland bis Ende 2027 voraussichtlich 5 Gigawattstunden überschreiten – eine Verzehnfachung gegenüber dem Stand von 2022.
Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) fordert angesichts dieser Entwicklung eine Vereinfachung der regulatorischen Rahmenbedingungen für Speichertechnologien. "Speicher sind das Rückgrat der Energiewende. Wir benötigen dringend ein konsistentes rechtliches Rahmenwerk, das ihrer Rolle im Energiesystem gerecht wird", so BDEW-Präsidentin Kerstin Andreae.
Mit der für Juli erwarteten Novelle des Energiewirtschaftsgesetzes könnten einige der bestehenden Hürden beseitigt werden. Bis dahin bleibt der Markt für C&I-Energiespeicher ein dynamisches Feld mit enormem Wachstumspotenzial.